Krankenhäuser
Berlin, 01.06.2004.
Der Sanitätsdienst der Bundeswehr unterhält aktuell acht Bundeswehrkrankenhäuser, die sich über die ganze Republik verteilen:
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Der SanitätsdienstZentraler Auftrag des Sanitätsdienstes ist es, die Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten zu schützen, zu erhalten und wiederherzustellen. Dieses gilt insbesondere für Auslandseinsätze, in denen gesundheitliche Gefahren drohen, denen Soldaten im Inland nicht ausgesetzt sind. KrankenhäuserBerlin, 01.06.2004. RettungsketteBerlin, 01.06.2004. Eine Landstraße zwischen dem Feldlager "Camp Warehouse" und dem internationalen Flughafen von Kabul am Morgen des 7. Juni 2003: Ein mit Sprengstoff beladenes Taxi hält auf einen Bus der Bundeswehr mit 33 Soldaten zu, die sich nach sechsmonatigem Afghanistan-Einsatz auf ihren Heimflug freuen. Nach dem Selbstmordattentat sterben vier Soldaten noch an Ort und Stelle, 29 werden zum Teil schwer verwundet. Wenige Minuten später läuft die Rettungskette an. Ziel: Die schnellstmögliche ärztliche Versorgung der Soldaten zunächst vor Ort, später im Einsatz-Lazarett des Feldlagers bei Kabul und schließlich- nach Rücktransport per Flugzeug- in den heimischen Bundeswehrkrankenhäusern. 7. Juni, 8:00 Uhr Ortszeit: Im "Rescue Coordination Center" (RCC, vergleichbar einer Rettungsleitstelle) im Feldlager "Camp Warehouse" geht der Hilferuf aus einem Begleitfahrzeug ein. Das Sanitätspersonal reagiert sofort, fährt den Alarmzustand des Einsatzlazarettes unverzüglich hoch, die Notaufnahme wird vorbereitet. Sofort schickt die Leitstelle alle zehn so genannten "Beweglichen Arzttrupps" (BAT) und Rettungskräfte aus acht weiteren ISAF-Nationen zur Unglücksstelle. 8:10 Uhr : Nur zehn Minuten nach dem Alarmruf helfen die ersten "Beweglichen Arzttrupps" am Unglücksort, die Verwundeten aus dem Buswrack zu bergen und notfallmedizinisch zu versorgen. Jetzt steht der möglichst rasche und reibungslose Transport in das Lazarett des Feldlagers an. 8:35 Uhr: Der erste schwer verwundete Patient erreicht, bereits notfallmäßig versorgt, das inzwischen vorbereitete Krankenhaus im "Camp Warehouse". Gegen 10:35 Uhr sind alle 29 Verwundeten in Krankenhäusern der britischen, niederländischen, amerikanischen und hauptsächlich der deutschen Streitkräfte eingetroffen. Nach einer ersten Grobeinteilung in Leicht-, Mittel- und Schwerverletzte beginnt in den Operationssälen des deutschen Lazaretts ein 13-stündiger OP-Marathon. "Bis 22:20 Uhr des selben Tages haben wir zehn größere OPs und mindestens 14 kleinere durchgeführt", sagt Oberstabsarzt Dr. Markus Winter, der seinerzeit in Afghanistan vor Ort war. Noch am Morgen des Unglücks alarmieren die deutschen Kräfte in Afghanistan das Sanitätsführungskommando in Deutschland. So schnell wie möglich muss ein zur "fliegenden Intensivstation" ausgebauter Airbus A 310 "MedEvac" der deutschen Luftwaffe ins benachbarte Usbekistan geflogen werden, um die inzwischen operierten Verwundeten zur weiteren medizinischen Betreuung nach Deutschland auszufliegen Inzwischen bereiten sich auch die Bundeswehrkrankenhäuser in Ulm und Koblenz darauf vor, die Verwundeten aufzunehmen. Sämtliche Krankheitsdaten, auch Röntgenbilder, werden per Mouse-Klick elektronisch nach Deutschland gesendet. Via Computer und WebCam beraten Mediziner in Afghanistan und Deutschland über die weitere medizinische Behandlung der Soldaten. Zu versorgen sind vor allem schwere Verletzungen an Armen und Beinen sowie im Kopf- und Halsbereich. 8. Juni 2003, 8:00 Uhr morgens: Exakt 24 Stunden nach dem Attentat verlassen die verwundeten Soldaten, eben per Krankenwagen zum Flugplatz in Kabul gebracht, mit zwei Transall C 160 die afghanische Hauptstadt in Richtung Usbekistan. Die Transall ist so ausgerüstet, dass die Soldaten auch während des Fluges von Afghanistan nach Usbekistan intensivmedizinisch optimal versorgt werden können. Auf dem deutschen Luftwaffenstützpunkt in Termez wartet die inzwischen gelandete A310 "MedEvac", um die Verwundeten abzuholen und nach Deutschland auszufliegen. Die Bundeswehrkrankenhäuser in Ulm und Koblenz übernehmen schließlich die Nachversorgung der Soldaten. Bewegliche ArzttruppsBerlin, 01.06.2004. MedEvacBerlin, 01.06.2004. "MedEvac" steht für den englischen Ausdruck "Medical Evacuation", zu deutsch: medizinische Evakuierung. Mit dem in den Medien oft vereinfacht als "fliegende Intensivstation" bezeichneten Langstreckenflugzeug auf Basis einer umgebauten Passagiermaschine verfügt die deutsche Luftwaffe über ein weltweit einzigartiges Rettungssystem. In der Spezialmaschine können sechs Intensivpatienten und bis zu 38 Verletzte auf Liegen über viele tausend Kilometer sicher nach Deutschland transportiert werden. Betreut werden sie von fünf Ärzten - davon zwei Notfallmedizinern - und einer medizinischen Besatzung von 25 bis 30 Frauen und Männern. Stabsfeldwebel Guido Rademacher sorgt auf der Heimatbasis des "MedEvac"-Airbus in Köln-Wahn dafür, dass alle medizinischen Geräte einsatzfähig sind, wenn ein Alarmruf kommt. "Innerhalb von drei Stunden nach Alarmierung kann der Airbus abheben", sagt der 40-Jährige. Bis auf die Medikamente sind alle Geräte inklusive Intensivbeatmungssystemen, Infusionspumpen und Ultraschallsystemen an Bord. Die werden von Rademacher vor jedem Einsatzflug nochmals genau überprüft. Die Zeit zwischen Alarmruf und Abflug sei nicht der allein entscheidende Faktor, "da die Patienten in aller Regel bereits erstversorgt sind, bevor wir sie abholen. Viel zeitintensiver ist es manchmal, die Überflugrechte über bestimmte Staaten zu bekommen", erklärt er. Vor vier Jahren hob der "MedEvac"-Airbus erstmals in Köln-Wahn zu einem Einsatz ab. Rademacher erinnert sich: "Damals ging es nach Israel, um 50 verletzte Palästinenser abzuholen." Mehr als 20 Einsätze flog der 40-Jährige seitdem in alle Welt mit. Er oder entsprechend ausgebildete Kameraden kümmern sich auch während des Fluges um die komplizierte Medizintechnik an Bord des A310. Etwa zehn mal pro Jahr hebt der Airbus in Köln ab, um verletzte Bundeswehrsoldaten nach Deutschland zu holen, aber auch, um Amtshilfe für andere Dienststellen zu leisten. So transportierte die Luftwaffen-Maschine nach dem Bombenanschlag von Djerba die schwer verletzten deutschen Touristen aus Tunesien zurück in die Bundesrepublik. Vor zwei Jahren wurde der "MedEvac"-Airbus nach Karatschi in Pakistan geschickt, um dort nach einem Bombenanschlag verletzte Franzosen zurück nach Europa zu bringen. Im Bordbuch sind außerdem unter anderemFlüge nach Oman, in den Niger, nach Kongo, Namibia, Tansania, Dschibuti, Ägypten, Libanon, Usbekistan, Algerien, Mexico oder Kanada notiert. Die Weltkarte im Dienstzimmer des Stabsfeldwebels Rademacher ist inzwischen mit kleinen Markierungsfähnchen übersät- eines für jeden Zielflughafen. An die Nieren geht es dem gelernten Krankenpfleger heute noch, wenn verletzte Kinder im Flugzeug sind: "Da wird es mit der ganzen dienstlichen Routine schon manchmal schwierig." KrankenhäuserBerlin, 01.06.2004. Visite im Bundeswehrkrankenhaus Ulm, 16.02.2006. Entstanden sind spannende Reportagen über Menschen und Technik, über den Alltag im Krankenhaus und über ungewöhnliche Lebenswege. Außerdem schaute die Redaktion in die "Hexenküche" und die Druckkammer. Das Bundeswehrkrankenhaus Ulm ist Akademisches Krankenhaus der Universität Ulm. Es ist im Landeskrankenhausplan des Landes Baden-Württemberg verankert und steht selbstverständlich auch zivilen Patienten offen.
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